Ballistische Schutzweste – Schutz mit Namensvielfalt
Die schusssichere Weste oder auch kugelsichere Weste wie sie umgangssprachlich häufige genannt wird, ist sachlich gesehen eine beschusshemmende oder durchschusshemmende Weste. Sie schützen den Träger vor tödlich wirkenden Geschossen, abgefeuert aus Kleinfeuerwaffen. Gegen Hieb- und Stichwaffen helfen sie nur, wenn die Westen mit entsprechenden Platten aufgerüstet sind.
Geschichtlich belegt – seit 3,5 Jahrtausenden Sicherheit gesucht
Es klingt paradox, schusssichere Westen zählen zu den Schutz-„Waffen.“ Seit der Antike wird versucht den menschlichen Körper mit Hilfe eines Körperpanzers gegen jegliche Gewalt von außen zu schützen. Auf das 14. Jahrhundert v. Chr. datiert ist ein Bronzepanzer. Schon bald kam der Stahl als Körper-Panzerung dazu. Auch Faserverbundpanzer, sogenannte Leinenpanzer, werden in der griechischen Antike erwähnt. Die Kürassiere Napoleons schützten sich mit Brust- und Rückenpanzern aus Stahl. Die Berliner Polizei erprobte in den 1930er Jahren modernere schusssichere Westen.
Inzwischen eröffnen neue Werkstoffe eine Erhöhung der Schutzwirkung bei neuen weich- oder hartballistischen Schutzwesten. Dabei spielen künstliche Seide, die Nanotechnologie und Wolframdisulfid eine wichtige Rolle. Der neue Werkstoff soll eine Auftreffwucht von bis zu 250 Tonnen/cm² standhalten. Klingt gut – nur ob ein Mensch das aushält? Vor allem, parallel zur Entwicklung der schusssicheren Westen läuft die Entwicklung immer neuer Munitionen. Hochgeschwindigkeitsgeschosse, neue Kaliber und Projektile stellen sich dem Wettlauf.
Beim Treffer – das Schlimmste verhindern
Der Aufbau einer schusssicheren Weste hindert ein abgefeuertes Geschoss am Durchdringen der Weste, indem er die kinetische Energie des Projektils möglichst großflächig verteilt und bei Auftreffen deformiert. Die ungeheure Wucht (der Impuls) des Projektils wird an den Körper in der schusssicheren Weste abgeleitet. Energie und Impuls erzeugen ein stumpfes Trauma. So schützt die schusssichere Weste vor der todbringenden Gefahr verschiedener Geschosstypen.
Vertrauen ist gut – Kontrolle ist besser
Mehrere Standards definieren weltweit die Schutzsicherheit einer schusssicheren Weste. Der Wirkungsgrad wird in vier bestimmende Klassen eingestuft:
- SK 1 (deutsch) – Level IIIA (amerikanisch) – bietet Schutz vor Kurzwaffengeschossen mit Teilmantel- oder Hohlspitzenprojektilen
- SK 2 – schützt vor Kurzwaffengeschossen mit hartem Kern
- SK3 – Level III – bietet Schutz bei Vollmantel-, Weichkern- oder Teilmantelgeschossen und auch bei Geschossen mit Hohlspitze
- SK4 und Level IV – sie bietet Schutz vor Geschossen aus Langwaffen mit Vollmantel- und Hartkernprojektilen.
Zunächst werden die verarbeiteten Materialien der schusssicheren Weste einer genaueren Werkstoffprüfung im Labor unterzogen, bevor an den fertiggestellten Westen ein Beschusstest durchgeführt wird. Die Schutzklassen ergeben sich aus den abgegebenen Testschüssen, den verwendeten Kaliber und deren Geschossgeschwindigkeit.
International ist der wichtigste Standard der NIJ-Standard (National Institute of Justice – hier ist das Forschungszentrum des Justizministeriums, es bestimmt die Test-Richtlinien). Die Beschussprüfungen nehmen Organisationen und Behörden, ergänzt durch den eigenen Anspruch und Bedarf vor.
„Technische Richtlinie für Schutzwesten der Polizei“, bestimmen den Beschussablauf bei den staatlichen Beschussämtern in Deutschland.
Am Ende der Prüfung wird dem geprüften Exemplar eine klar definierte Schutzwirkung bestätigt. Es ist allein Aufgabe des Herstellers, dafür zu sorgen, dass während der gesamten Produktion, die Qualität und Schutzwirkung der ballistischen Schutzwesten gewährt bleibt. Langzeittests bei Abnehmer und Hersteller müssen die Schutzwirkung der Westen permanent kontrollieren. Allgemein geben die Hersteller Garantien für fünf oder zehn Jahre.
Da die deutschen Beschussbestimmungen von denen der Amerikaner abweichen, kann man beide nicht ohne weiteres gleichsetzen. Doch wird die deutsche SK 1 gern mit der amerikanischen Klasse NIJ-Level IIIA definiert, ähneln sich hier die verwendeten Beschusskaliber. Das gilt auch für die SK 4 und die NIJ-Level III u. IV.
Bei den Schutzklassen SK 3 und SK 4 ist konstruktionsbedingt der Stichschutz meist inkludiert, während dieser für SK 1 Und SK 2 ergänzend angebracht werden muss. Der Stichwaffenschutz ist wirksam gegen Messerattacken und Angriffe mit Nadeln (Injektionsnadel) oder ähnlichem Gerät.
Sicherheit hat ihren Preis
Die Kosten für eine schusssichere Weste bewegen sich im Preisbereich von etwa € 80,00 und ca. € 400,00 je nach Größe, Sicherheitsbedürfnis bzw. Ausstattung. Dabei sollte berücksichtigt werden, dass je höher die Sicherheitsstufe ist, je massiger und schwerer wird die Weste. Eine Unterziehweste in SK 1 hat ein Gewicht von etwa 1,5 bis gut 2 Kilogramm.
Sicherheitswesten im Privatbereich erlaubt
Der Erwerb und das Tragen von schusssicheren Westen unterliegt in Deutschland keinerlei Beschränkung. Weltweit gibt es keine einheitlichen Bestimmungen. In einigen Ländern ist es Privatpersonen sogar ausdrücklich verboten, Schutzwesten zu besitzen oder zu tragen. Das gilt auch für die Einfuhr(Einreise) und für die Ausfuhr (Exportbeschränkung).